[an error occurred while processing this directive] (none) [an error occurred while processing this directive] [an error occurred while processing this directive] [an error occurred while processing this directive]

[ Home - Directory - Who's who - Mailing Lists - About Us - Sitemap - Social Events ]
[ Alumni - Management - Feedback - With Frills - Frames ]


swiss-list: Brain Drain in Germany

DISCLAIMER: Any opinion expressed by a contributor is to be considered his/her own personal opinion, not the opinion of any other swiss-list member, the swiss-list website managers or the swiss-list committee.


[an error occurred while processing this directive]

swiss-list: Brain Drain in Germany

From: Paris-Werlin <click for textversion of email address >
Date: Thu, 25 Jan 2001 08:44:12 -0800
X-Mailer: Microsoft Outlook IMO, Build 9.0.2416 (9.0.2910.0)

The following appeared in today's "Frankfurter Rundschau". I thought the
article would be of interest to those of you who are engaged in the "brain
drain" issue. Seems Germany has similar problems as Switzerland.

Mit den Menschen wandern auch die Ideen aus

 Junge deutsche Wissenschaftler in den USA: Die Bundesbildungsministerin
sucht nach Programmen für ihre Rückkehr

 Von Corinna Emundts

 PALO ALTO. Wie lebendig Wissenschaft sein kann, wie international,
vielleicht sogar: emotional, das bewiesen hundert junge deutsche Forscher
vergangenes Wochenende im Herz des Silicon Valley im frühlingswarmen
Kalifornien. Kein Wunder allerdings, waren sie doch ausnahmsweise mal selbst
Objekt der Forschung: Zur auf Englisch geführten Debatte stand die prekäre
Situation deutscher Nachwuchswissenschaftler in den USA - eine Tagung,
finanziert vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung,
organisiert vom Center for Research on Innovation and Society (CRIS).

 Ob bei der Eröffnungsveranstaltung im feinen Faculty Club der
amerikanischen Elite-Universität Stanford, zu der die deutsche
Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) eigens angereist war, oder
bei den anschließenden Diskussionen in Workshops, niemals ging der
Gesprächsstoff aus, unzählige Hände schossen stets in die Höhe - als ginge
es um die Versteigerung der letzten Abendrobe von Marylin Monroe. Eindeutig
also: Der Leidensdruck der jungen deutschen Forscher-Elite ist stark.

 Erschreckendes war da zu vernehmen - und doch nur eine traurige Bestätigung
dessen, was die begleitende CRIS-Studie, die Bulmahn in Auftrag gegeben
hatte, gerade eben hervorbrachte: Deutschland verliert die besten seiner
Nachwuchswissenschaftler an die besten Forschungseinrichtungen in den USA -
und trotz Rückkehrabsicht verbleiben immer mehr deutsche Akademiker immer
länger im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

 Weder die Studie noch die Ministerin gaben sich Mühe, die Situation zu
beschönigen, beide sprachen von einem "brain drain" gen USA. Mit fatalen
Folgen für den ohnehin oftmals altmodischen und verkrusteten deutschen
Wissenschaftsbetrieb.

 Nachwuchsforscher mit besten US-Universitäts-Adressen bekundeten auf der
Tagung, sie könnten in Deutschland keine Stelle finden, weil ihre
Forschungsrichtung gar nicht existiere - wie der Umweltchemiker Rainer
Lohmann vom Massachussets Institute of Technology (MIT). Eine junge Biologin
machte ihrer Wut über das deutsche Hochschulsystem Luft: "Für mich war meine
Karriere in Deutschland beendet, als mein Professor in Rente ging."
Instituts-Wechsel seien nicht erwünscht gewesen. Da folgte sie eben einem
Ruf an die Washington State University.

 Das Hauptproblem ist derzeit, dass es an attraktiven Rückkehrangeboten für
die in den Vereinigten Staaten weitergebildeten Postdoktoranden in
Deutschland fehlt. Die amerikanischen Universitäten und Unternehmen reißen
sich dagegen um die vielversprechenden Experten und werben sie teilweise
aggressiv an. Bis zu 14 Prozent des deutschen Wissenschaftsnachwuchses zieht
es nach dem Studium in die USA, mindestens ein Drittel, anzunehmenderweise
die Spitzenkräfte, kommt längerfristig nicht mehr zurück: Und das, obwohl
die meisten deutschen Postdocs im Unterschied zu jungen Hochqualifizierten
aus Entwicklungs- und Schwellenländern gar nicht mit der festen Absicht in
die USA gehen, dort auf Dauer bleiben zu wollen. Dabei handelt es sich
überwiegend um die neuen Zukunfts-Forschungsrichtungen wie Molekulargenetik,
Biophysik, Bioengineering, Bioinformatics, Neurowissenschaften und Medical
Engineering, in denen die USA ohnehin führend sind.

 "Volkswirtschaftlich betrachtet subventioniert Deutschland so - indirekt,
aber nicht unbeträchtlich - die amerikanische Forschung", sagt Bulmahn.
Besonders ärgerlich für die Forschungsministerin: Immer wieder bekommt sie
in diesen Tagen zu hören, wie gut die Qualität deutscher
Hochschulabsolventen doch sei. Es liegt also nicht an der Qualität des
Studiums, sondern an dem Angebots-Vakuum danach. Das beweisen auch die
Zahlen. Deutschland gehört zu den beliebtesten und wichtigsten
Entsendeländern, was den Wissenschaftsnachwuchs in den USA angeht. Die
Amerikaner wissen das nur zu genau und sehr zu schätzen: "Ich möchte mir
nicht ausmalen, wo wir ohne unsere internationalen Studenten stünden",
lächelt die Amerikanerin Charlotte von Kuh, Direktorin am National Research
Council Washington. Sie legt vor den Jungforschern dar, dass es
selbstverständlich für die USA sei, ausländisches Kow-How und Talent
auszunutzen.

 "Ideen und Menschen zusammenzubringen, ist eine Grundvoraussetzung für eine
gute Wissenschaft." Deutschland hingegen scheint gleich einen doppelten
Fehler zu machen. Nicht nur, dass ausländische Spitzenkräfte in der
Wissenschaft nicht angeworben werden - die internationale Ausschreibung von
Hochschulstellen ist kaum verbereitet -, Deutschland schickt akademische
Spitzenkräfte, denen der deutsche Pass fehlt, nach Abschluss des Studiums
auch noch weg. Abgesehen von der Initiative der Bundesregierung,
ausländische IT-Experten ins Land zu holen, fehlt es noch an einer
allgemeinen Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung für begabte ausländische
Postdocs. Doch auch diejenigen Talente, die die deutsche Staatsbürgerschaft
besitzen, werden durch zähe Habilitationsverfahren, schlechte Bezahlung und
zu lange Abhängigkeit von Vorgesetzten vergrault - eine Chance für das
Ausland. An den amerikanischen Forschungseinrichtungen loben die befragten
deutschen Jungakademiker die weniger ausgeprägten Hierarchien und geringere
Betonung formaler Statusdistinktionen, die deutlich kleineren
Arbeitsgruppen, ein geringeres Maß an Bürokratie und die größere
interdisziplinäre Offenheit. An Deutschland hingegen kritisiert man das
Fehlen geeigneter Rückkehrstellen, welche die in der Postdoc-Phase
gesammelten Forschungserfahrungen in Rechnung stellen, ferner die starke
Abhängigkeit des wissenschaftlichen Nachwuchses im Rahmen des bestehenden
Ordinariensystems, die hohe zeitliche Belastung mit Lehrverpflichtungen
sowie der Mangel an Internationalität des deutschen Hochschulsystems.

 Eine unheilvolle Entwicklung für Good Old Germany. Wandern die jungen
potenten Talente ab, geht den deutschen Universiäten nicht nur Wissen,
sondern auch wertvolles Reformpotenzial verloren. Zudem handelt es sich bei
dem Talent-Exodus gen USA um eine so genannte doppelte Bestenauswahl: Sowohl
die anspruchsvollen Kriterien der deutschen Stipendieninstitutionen bei der
Vergabe von Fördergeld als auch die Anforderungen der von den Stipendiaten
angestrebten renommierten amerikanischen Gastinstitutionen tragen dazu bei,
dass wirklich nur die Besten verschwinden. "Letzteren ist es nicht zu
verdenken", so resümiert die Studie, dann auch noch "die Besten unter den
ausländischen Postdocs zu identifizieren, um ihnen nach Ablauf der Förderung
attraktive Bleibeangebote zu unterbreiten."

 Forschungsministerin Bulmahn kündigte auf der Tagung an, von Amerika lernen
zu wollen und ein umfassendes Reformprogramm in die Wege zu leiten. Eine
Ausweitung von Rückkehrstipendien sei dabei zu kurz gegriffen und verstärke
nur die deutsche "Wagenburg"-Mentalität. Die Zuhörer blieben skeptisch. "Ihr
Programm ist gut, aber nicht gut genug", rief einer der Ministerin zu. Ein
wenig deutsche Larmoyanz schwang da mit, die manchem dann doch zuviel wurde.

 "In Deutschland ist mehr möglich, als man denkt", sagt der Strukturbiologe
Patrick Cramer, "wenn die Professoren die Zeichen der Zeit erkennen." Gerade
noch beschäftigt am medizinischen Institut der Stanford-Universität, kann er
sich über ein attraktives Rückkehrangebot von der Münchner
Ludwig-Maximilians-Universität freuen. Dort hat er den Zuschlag für eine Art
Junior-Professur erhalten, die international ausgeschrieben war und mit
einer Million Mark für drei Jahre ausgestattet ist - drei Viertel davon
fließen in die für Kristallografie nötige teure technische Ausstattung.

 Wie kommt's? Ganz einfach: Der Institutsleiter hat selbst einige Zeit als
Forscher in den USA verbracht. Eine Ausnahme für Deutschland. Fragt sich,
wie lange noch.

Sarah Paris and/or Mark Werlin
_____________________________________
for more info, visit us at www.pariswerlin.com

=================================================================
To unsubscribe from the swiss-list mailing list send the
message body of "unsubscribe swiss-list" to majordomo_at_swiss-list.com
or visit http://www.swiss-list.com
Received on Thu Jan 25 2001 - 08:45:08 PST

[an error occurred while processing this directive]